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Schule und Corona: Das geht besser!

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Der Distanzunterricht hat den Zusammenhang zwischen Bildungserfolg und sozialer Herkunft verstärkt, viele schwächere Schüler abgehängt und soziale Probleme bei Kindern und Jugendlichen extrem verschärft. Es ist deshalb grundsätzlich richtig, zurück in die Präsenzlehre zu kehren – auch weil einige digitale Angebote des Kultusministeriums nach einem Jahr Pandemie immer noch nicht richtig funktionieren. Mal ganz davon abgesehen, dass viele Kinder und Jugendliche sehr unter der Isolation leiden. 

Schnelltests für Schüler fehlen!

Wäre da nicht das große Aber: Zu wenig oder gar keine Tests, noch keine Impfung und unzureichende Lüftung. Mit der Rückkehr zum Präsenzunterricht hätte man vieles besser machen können, denn die Öffnung der Schulen darf nicht zu einem rasanten Anstieg der Infektionen führen. Schüler und Lehrkräfte müssen bestmöglich geschützt werden. Regelmäßige Schnelltests helfen dabei infektiöse Personen rasch zu identifizieren und die Weiterverbreitung des Virus zu stoppen. Während in Österreich seit Wochen solche Tests stattfinden, wurden die versprochenen Schnell- und Selbsttests hierzulande immer weiter nach hinten verschoben. Inzwischen sind im Landratsamt zwar 25.000 Selbsttests für das Personal an Schulen und Kindertageseinrichtungen eingetroffen, Selbsttests für Schülerinnen und Schüler lassen aber immer noch auf sich warten. Und bei den Impfungen hat man nun zwar Grundschullehrer und Erzieher nach vorne gezogen, an den weiterführenden Schulen bleibt aber erstmal alles beim Alten: Abwarten. 

Warum bestellt der Landkreis zu wenig Luftfiltergeräte?

Auch wenn der Landkreis Freising beim Impffortschritt im Münchner Umland nur den drittletzten Platz belegt, fällt das generell schleppende Impftempo nicht in die Verantwortung des Landratsamtes. Aber auch der Landkreis hätte insbesondere bei der Lüftungssituation in den Klassenzimmern für erhebliche Verbesserung sorgen können. Als im November im Schulausschuss über die Beschaffung von CO2-Ampeln zur Strukturierung der Lüftungsroutine beraten wurde, habe ich die ergänzende Anschaffung von Luftfilteranlagen angeregt. Das ist damals mit einem Prüfauftrag an die Verwaltung abgewiesen worden, weil im Ausschuss lediglich CO2-Ampeln Beratungsgrundlage waren und zu diesem Zeitpunkt die Förderrichtlinien für Luftreinigungsgeräte sich auf unzureichend belüftbare Unterrichtsräume beschränkten. Ende letzten Jahres beschloss die Staatsregierung ein Verzicht auf dieses Kriterium, ich blickte entsprechend zuversichtlich auf die Sitzung des Schulausschusses im März. Zu meiner und gewiss auch zur großen Enttäuschung vieler Lehrer, Schüler und Eltern folgte das Gremium der Beschlussvorlage der Verwaltung und beschloss lediglich vier solcher Geräte für alle Landkreisschulen zu beschaffen. Als einziger stimmte ich im Ausschuss dagegen, denn das ist zu wenig!

Alle 700 Klassenzimmer mit einer Luftfilteranlage auszustatten, hätte insgesamt 3,2 Millionen Euro gekostet. Das ist eine abschreckende Summe, keine Frage. Die langfristigen Kosten der Pandemie sollten uns aber viel mehr zum Staunen und Handeln bringen: Auf 3,3 Billionen Euro beziffern Wissenschaftler den durch Lerndefizite und Schulausfall verursachten langfristigen gesamtwirtschaftlichen Verlust für Deutschland. Ein vernünftiger Kompromiss wäre es deshalb gewesen, zumindest die wichtigsten Räume mit Luftfilteranlagen auszustatten, um sicheren Präsenzunterricht für lernschwache Schüler und Abschlussjahrgänge zu gewährleisten. 

Hygienekonzept am Camerloher-Gymnasium lässt sich nicht umsetzen

Passend dazu erreichten mich am Wochenende Mails von Lehrkräften des Camerloher-Gymnasiums, die sich beklagten, dass es unmöglich sei in einigen Klassenzimmern in der Praxis das nötige Hygienekonzept vollständig umzusetzen. Dort ist zum Öffnen der Fenster ein Schlüssel (nur einen Schlüssel pro Lehrkraft) nötig, die Lehrkraft muss vor dem Öffnen aller Fenster also erst durch die Reihen gehen und aufschließen, anschließend wieder absperren. Dort geht einerseits viel Zeit verloren (5 bis 10 Minuten, das zwei Mal in der Stunde), andererseits kann dabei kein Abstand zu den Schülern gehalten werden. 

Eine Öffnung der Fenster ohne Schlüssel, durch Herausnahme der Zylinder, wird vom Landratsamt mit Hinweis auf das Gefahrenpotenzial geöffneter Fenster abgelehnt. Es soll wohl eine Sturzschutzvorrichtungen montiert werden, solange gilt eine Schließpflicht. Für den Infektionsschutz ist allerdings eine sofortige Lösung unabdingbar. Die Wahrscheinlichkeit einer Gefährdung der Schüler und Lehrkräfte durch Fensterstürze geht statistisch betrachtet gegen Null (die Schüler sind im Klassenzimmer unter Aufsicht!), Beeinträchtigungen der Gesundheit durch eine Infektion mit Covid stellen in der momentanen Lage allerdings ein nicht von der Hand zu weisendes Risiko dar. Auf Nachfrage sicherte das Landratsamt hier zwar schnelle Abhilfe zu, wann die bauliche Maßnahme abgeschlossen sein wird, bleibt jedoch unklar.

Es wurde am falschen Ende gespart!

Dies ist insbesondere deshalb ärgerlich, weil im Schulausschuss die Verwaltung die Zahl der unzureichend belüftbaren Klassenzimmer noch auf vier bezifferte. Das Camerloher-Gymnasium zählte nicht dazu.

Die steigenden Fallzahlen werden Schulschließungen wieder unausweichlich machen – auch weil viele Schutzmöglichkeiten nicht umgesetzt wurden. Die Leidtragenden werden wieder Schülerinnen und Schüler sein. Klar, viele kommen inzwischen mit Distanzlernen zurecht – Dank des engagierten Einsatzes einiger Lehrkräfte und Schulleitungen sowie Mitarbeitern in der Verwaltung des Landratsamtes. Die Schulfamilie hat unglaublich viel möglich gemacht. Einige werden aber auf der Strecke bleiben. Sie wird Corona weiter abhängen. Das ist traurig, unverständlich und vor allen Dingen ungerecht. Hier wurde am falschen Ende gespart. 

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