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Landkreis München bremst wichtige Buslinie X610 aus

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Wenn der ÖPNV eine echte Alternative zum eigenen Auto werden soll, gelingt das nur mit attraktiven Verbindungen ohne großen Zeit- und Komfortverlust. Die Expressbuslinie X610 – mit einigen Halten von Mainburg über Au nach Schweitenkirchen und von da express über die A9 mit kurzem Zwischenstopp in Allershausen nach Garching-Hochbrück – ist eine solche. Sie hat für die ganze Region eine große Bedeutung, schließlich führt sie durch vier Landkreise, weshalb der Freistaat Bayern sie als „landesbedeutsame Linie“ ausgewiesen und eine kräftige Anschubfinanzierung zugesagt hat.

Profitieren würden alle, nur mitbezahlen will niemand

Da zeigen sich die Münchner Kreisräte „irritiert“, wieso sie einen kleinen Teil beitragen sollen, da bei ihnen schließlich nur die Endhaltestelle liege. Den großen Mehrwert, dass die Pendler aus dem Münchner Norden den Verkehr im überlasteten Landkreis München reduzieren, wenn sie das Auto stehen lassen und mit dem Bus zur Garchinger U-Bahn fahren, verkennen die Kollegen aus dem Münchner Kreistag.

Freising hat alternative Antriebe längst im Blick

Stattdessen wird noch eine Ablenkungsdebatte geführt und den Freisingern reaktionäre Politik vorgeworfen, wenn sie eine solche Linie mit Dieselantrieb planen, während München vorbildlich elektrifiziere. Dass der Freisinger Kreistag bereits vor vier Jahren für die Linie 690 die Weichen für Elektroantrieb gestellt hat, die Freisinger Stadtbusse ab dem kommenden Jahr umrüsten und in der nächsten Sitzung des Planungsausschusses ein Fahrplan für die Umstellung der übrigen MVV-Regionalbuslinien auf den Weg gebracht wird, scheint da nicht zu interessieren. Auch dass die entsprechende Infrastruktur für nachhaltige Antriebe im Busverkehr erst geschaffen werden muss und gerade im ländlichen Landkreis Freising eine größere Herausforderung darstellt als im dichtbesiedelten, urbanen Speckgürtel der Landeshauptstadt, wird gerne ausgeblendet.

Landkreis Freising hat in der Vergangenheit stets mitfinanziert

Ja, wir Freisinger Kreisräte würden gerne mehr für klimafreundliche Mobilität tun – aber derzeit ist die größte Hürde das starre Denken in alten Grenzen. Eigentlich soll das sogenannte Territorialprinzip die Dinge einfacher machen: Jeder Landkreis zahlt anteilig für die Kilometer, die im eigenen Territorium verlaufen. Der Freisinger Kreistag hat in den letzten Jahren den Geldbeutel immer aufgemacht, wenn Nachbarlandkreise eine Buslinie durch Freisinger Gebiete führen oder verlängern wollten – auch wenn diese nur gestreift wurden, damit alle in der Region profitieren.

Heiliges Römisches Reich Deutscher Verkehrsnation

Der MVV wollte mehr als nur ein Tarifverbund sein: abgestimmte Fahrpläne und Buslinien über die Zuständigkeitsgebiete der einzelnen Landkreise hinweg. Doch das territoriale Sinnieren mancher Kollegen in der Nachbarschaft lässt den MVV eher zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Verkehrsnation werden. Die Expresslinie X610 ist nämlich nicht die erste Verbindung, der starre, alte Denkmuster zum Verhängnis werden. Erst kürzlich wurde die Verlängerung der Linie 693 zur U6 wegen fehlender Kostenbeteiligung gestoppt, und seit Jahren wird eine Taktverdichtung der Linie 619 zur S2 in Petershausen vom Landkreis Dachau blockiert. Und deshalb enden zahlreiche MVV-Busse an der westlichen Landkreisgrenze in den Hohenkammerer Ortsteilen Niernsdorf und Herschenhofen statt die wenigen fehlenden Kilometer zur S-Bahn zu vollenden.

Gemeinsam pack ma’s o

Statt „Was hamma mia denn davo?“ wünsche ich mir mehr „Gemeinsam pack ma’s o“. Die Hochwasserlage hat gezeigt, wie gut das klappen kann. Auf gute Nachbarschaft!


Dieser Text ist ein Kommentar auf den Bericht aus dem Kreistag des Landkreises München im Freisinger Tagblatt (»Expressbus-Kosten: Münchner Kreisräte „irritiert“«, 7. Juni 2024, S. 5).

Beitragsbild: MVV GmbH

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