Zurück zum Blog

Ergebnisse der Busumfrage: große Beteiligung und viel Verbesserungsbedarf

Headlinebild zum Blogpost

Im vergangenen Jahr haben meine Kollegin Susanne Hartmann und ich eine Busumfrage organisiert, um den öffentlichen Nahverkehr im Landkreis Freising genauer unter die Lupe zu nehmen. Nachdem unser Antrag auf eine offizielle Erhebung durch das Landratsamt vom Planungsausschuss des Kreistag abgelehnt wurde, haben wir die Sache selbst in die Hand genommen. Mit ehrenamtlichen Mitteln führten wir die Umfrage durch, und das Ergebnis hat uns überwältigt: Über 900 Bürgerinnen und Bürger aus 22 der 24 Gemeinden des Landkreises beteiligten sich und lieferten uns aufschlussreiche Daten.

Schlechtes Zeugnis für den Busverkehr: 4,12 von 10 Punkten

Die Rückmeldungen haben eines ganz deutlich gemacht: Der Busverkehr im Landkreis Freising erfüllt in seiner derzeitigen Form nicht die Bedürfnisse der Bürger. Der Busverkehr wurde im Durchschnitt mit 4,12 von 10 möglichen Punkten bewertet – kein gutes Zeugnis.

Überfüllte Busse, insbesondere im Schülerverkehr, und unzureichende Verbindungen mit schlechter Taktung wurden am häufigsten kritisiert. Besonders Kinder und Jugendliche, die die größte Nutzergruppe des ÖPNV darstellen, sind von diesen Problemen betroffen. Es ist inakzeptabel, dass viele von ihnen auf das Elterntaxi angewiesen sind oder auf Überlandfahrten im Bus stehen müssen. Hier müssen wir dringend handeln und wollen eine Sitzplatzgarantie für jede Schülerin und jeden Schüler einführen.

Unser Lösungsvorschlag: Reisebusse mit mehr Sitzplätzen als Verstärker im Schülerverkehr

Für eine Verbesserung im Schülerverkehr schlagen wir den Einsatz von Reisebussen in den Hauptverkehrszeiten vor, die mit bis zu 70 Sitzplätzen eine deutlich höhere Kapazität bieten als die derzeit eingesetzten Niederflurbusse. Diese kommen je nach Modell nur auf 25 bis 45 Sitzplätze. In den letzten Jahren hat der Verkehrsverbund nigelnagelneue MVV-Busse mit Annehmlichkeiten wie WLAN und digitaler Fahrgastinformation zum Standard gemacht. Diese sind jedoch nicht auf die besonderen Anforderungen der Stoßzeiten im Schülerverkehr ausgerichtet. Um den steigenden Bedarf morgens und nachmittags zu decken, werden auf vielen Linien zu Spitzenzeiten Verstärkerbusse eingesetzt. Dafür müssen die Verkehrsunternehmen zusätzliche Busse nach MVV-Standard anschaffen, was neben Mehrkosten von bis zu 400.000 Euro pro Bus auch zu einer ineffizienten Nutzung der Flotte führt, da Reisebusse, die an Wochenenden und in den Ferien häufig im Einsatz sind, in diesen Zeiten ungenutzt in den Garagen stehen. Es gilt also pragmatisch zu sein: Sicherheit durch mehr Sitzplätze statt Schnickschnack wie WLAN – und zugleich noch einen wichtigen Sparbeitrag geleistet, weil weniger Busse benötigt werden. Die Barrierefreiheit wird durch Niederflurbusse, die die Linie regulär zu den Verstärkern bedienen weiterhin gewährleistet.

Erste Erfolge nach riesigem öffentlichen Druck, aber noch viel zu tun

Einige Verbesserungen konnten bereits umgesetzt werden, wie etwa zusätzliche Direktverbindungen auf den Linien 616 und 619 über die Westtangente zur Realschule Gute Änger. Aber das reicht nicht! Wir brauchen eine umfassende, systematische Aktualisierung des Nahverkehrsplans und eine stärkere Einbindung der Bürger in die Planungen. Die Daten aus unserer Umfrage sind eine wertvolle Grundlage, um den Nahverkehr datenbasiert zu verbessern. Regelmäßige Erhebungen dieser Art sollten mindestens alle zwei bis drei Jahre durchgeführt werden, um den Nahverkehr optimal an die Bedürfnisse der Bürger anzupassen.

Weiskopf und Hartmann
Wir sind „die Kümmerer von der FDP“

Finanzielle Hürden und die Notwendigkeit eines Gesamtkonzepts

Damit echte Verbesserungen im ÖPNV umgesetzt werden können, brauchen wir ausreichende Haushaltsmittel und eine klare Priorisierung im Budget. Viele Anliegen der Bürger sind hehre Ziele, aber eben nicht immer bezahlbar – die Kosten für den Nahverkehr tragen die Gemeinden über die Kreisumlage, und der Haushalt ist bereits stark belastet. In der Vergangenheit haben einige Gemeinden, wie Fahrenzhausen mit dem 40-Minuten-Takt der Linie 771, von besseren Taktungen und neuen Linien profitiert. Doch in anderen Regionen, wie beim geplanten Ausbau der Linie 693, mussten diese Verbesserungen dem Spardruck weichen.

Deshalb brauchen wir ein Gesamtkonzept, das klar regelt, welche Linien wann neu ausgeschrieben werden und wo Optimierungen möglich sind. Pauschale Ablehnungen von Angebotsverbesserungen helfen nicht weiter. Ein aktualisierter Nahverkehrsplan mit einem durchdachten Rahmenplan ist der richtige Weg, um den ÖPNV im Landkreis Freising nachhaltig und fair für alle Gemeinden zu verbessern.

Herausforderungen im Westen des Landkreises

Besonders viele Rückmeldungen kamen aus den westlichen Gemeinden Kranzberg, Allershausen und Hohenkammer. Die Linien 616 und 619 sind hier die Hauptverbindungen, und es gibt massive Probleme: Überfüllte Busse und das Fehlen eines durchgehenden Taktfahrplans zwischen Petershausen und Freising sind dabei die größten Hürden. Viele Linien enden an der Landkreisgrenze, was für Pendler und Schüler, die die letzten Kilometer nach Petershausen erreichen müssen, eine große Herausforderung darstellt. Unsere Nachbarn – insbesondere Dachau und München – dürfen sich nicht länger wegducken und nur an sich denken. Ein attraktiver ÖPNV darf nicht an den Grenzen des Landkreises haltmachen!

Der Expressbus X610 – Ein Schritt in die richtige Richtung

Ein Beispiel für die Verbesserung des landkreisübergreifenden Busverkehrs ist der geplante Expressbus X610, der eine schnelle Verbindung von Allershausen zur U-Bahn-Station Garching-Hochbrück schaffen soll. Diese Linie könnte eine wichtige Verbesserung für viele Pendler darstellen, die derzeit auf umständliche und lange Verbindungen wie die Linie 695 oder das eigene Auto angewiesen sind. Der X610 würde nicht nur die Anbindung an das Münchner U-Bahn-Netz verbessern, sondern auch den Verkehr auf den Straßen entlasten. Es ist jedoch frustrierend, dass dieses Projekt seit Jahren geplant ist, aber immer wieder an der Kooperation der anderen Landkreise scheitert. Wir werden uns weiterhin dafür einsetzen, dass dieser Expressbus schnellstmöglich Realität wird.

Was wir aus der Umfrage gelernt haben

Die Ergebnisse der Umfrage haben uns gezeigt, dass der Nahverkehr im Landkreis Freising dringend verbessert werden muss. Die Bürger erwarten einen zuverlässigen und gut getakteten ÖPNV, der ihre Bedürfnisse erfüllt, sowie sichere Beförderung der Schüler mit ausreichend Sitzplätzen.

Diese Umfrage hat uns wertvolle Daten geliefert, die uns helfen, konkrete Schritte in Richtung einer besseren Verkehrsanbindung zu unternehmen. Es liegt jetzt an Verwaltung und Kreispolitik, diese Daten ernst zu nehmen, die finanziellen Mittel trotz angespannter Haushaltslage bereitzustellen und die notwendigen Maßnahmen umzusetzen.

2023 haben wir die Busumfrage gestartet

Wir als die Kümmerer von der FDP haben uns der Sache angenommen, als unser Antrag auf eine offizielle Busumfrage abgelehnt wurde. Statt uns davon entmutigen zu lassen, haben Susanne Hartmann und ich die Umfrage eigenständig auf die Beine gestellt – mit ehrenamtlichen Mitteln und jeder Menge Einsatz. Letztlich zeigte sich auch Landrat Petz von den Ergebnissen beeindruckt und bedankte sich für die wichtigen Erkenntnisse.

Wir stehen in engem Kontakt mit den Bürgern, nehmen ihre Anliegen ernst und setzen uns dafür ein, dass der Nahverkehr im Landkreis endlich verbessert wird. Für uns heißt Kümmern, nicht nur Probleme aufzuzeigen, sondern aktiv Lösungen voranzutreiben – das bleibt auch weiterhin unser Anspruch.


Zentrale Ergebnisse der Umfrage:

Die Umfrage macht klar, dass der Nahverkehr im Landkreis Freising bei den Bürgern nicht gut abschneidet. Vor allem die Taktung und überfüllte Busse sorgen für Frust, besonders bei Schülern. Die Übersicht und wichtigsten Erkenntnisse:

  • Schlechte Gesamtbewertung: Die Busverbindungen im Landkreis Freising wurden von den Bürgerinnen und Bürgern überwiegend kritisch bewertet. Der Durchschnitt liegt bei 4,12 von 10 möglichen Punkten. Nur sehr wenige Umfrageteilnehmer gaben eine Bewertung von mehr als 6 Punkten ab. Noch am besten bewerteten Personen aus Neufahrn den Busverkehr mit 5,44 im Mittel, wo mit dem Ortsbus 694 auch die populärste Linie (6,60 von 10 Punkten) verläuft. Besonders schlecht schnitten hingegen der nordöstliche und westliche Landkreis ab.
Durchschnittliche Gesamtbewertung des Busverkehrs, nach Wohnort (Gemeinden Wang und Hörgertshausen fehlen, da keine Umfragedaten vorliegen)
  • Nutzungsverhalten: Über die Hälfte der Befragten (56 %) nutzt den Bus mindestens viermal pro Woche, während weitere 9 % den Bus zwei- bis dreimal wöchentlich in Anspruch nehmen. Die größten Nutzergruppen sind Schüler (55 %), gefolgt von je einem Drittel Freizeit- und Berufspendlern. Auch außerhalb der Werktage besteht ein erheblicher Bedarf: 96 % der Teilnehmer nutzen den Bus an Wochentagen, 45 % am Samstag und 33 % am Sonntag.
Nutzungsverhalten: Wie häufig nutzen Sie den ÖPNV? & An welchen Tagen wollen Sie mit dem Bus fahren?
Nutzergruppen Säulendiagramm
Nutzergruppen: In welcher Funktion bzw. zu welchem Zweck nutzen Sie den ÖPNV?
  • Überfüllte Busse und fehlende Abstimmung mit Unterrichtszeiten: Ein zentrales Problem, das viele Teilnehmer ansprachen, betrifft die Überfüllung der Busse, besonders im Schülerverkehr. Insbesondere die Linien 616 und 619 sowie 695, 602 und 708 sind regelmäßig so überfüllt, dass zahlreiche Fahrgäste keinen Sitzplatz finden und oft dicht gedrängt im Bus stehen müssen. Dies führt zu gefährlichen Situationen, besonders für jüngere Schüler. 35 % der Teilnehmer berichten, dass fast immer Fahrgäste stehen müssen, 22 % gaben an, dass regelmäßig Fahrgäste keinen Sitzplatz finden. 61 % der Schüler warten nach Schulschluss mehr als 20 Minuten auf den nächsten Bus, und 22 % müssen sogar über eine halbe Stunde warten. Auch morgens erreichen einige Linien die Schule so knapp, dass Schüler häufig zu spät zum Unterricht erscheinen.
Sitzplatzverfügbarkeit und Wartezeiten: Haben alle Fahrgäste einen Sitzplatz? & Wie lange betragen die Wartezeiten zwischen Ankunft bzw. Abfahrt des Busses und Schulbeginn bzw. Schulschluss im Durchschnitt?
  • Taktung, Pünktlichkeit und Komfort: Die Taktdichte erhielt mit einem Durchschnittswert von 2,23 von 5 möglichen Punkten die schlechteste Bewertung aller Detailaspekte. Auch wenn Sauberkeit (3,58) und Pünktlichkeit (3,35) etwas besser bewertet wurden, besteht weiterhin Verbesserungsbedarf. Die Barrierefreiheit erreichte einen Durchschnittswert von 3,31, wobei viele Teilnehmer hierzu keine Rückmeldung gaben. Haltestellen und Wartehäuschen (2,94) sowie die Beschilderung und Fahrplanauskunft (3,06) wurden mittelmäßig bewertet und zeigen Unterschiede zwischen den einzelnen Kommunen.
Bewertung Detailaspekte: Bitte bewerten Sie die folgenden Kriterien: 1: sehr schlecht; 5: hervorragend

Die vollständige Analyse haben wir als PDF aufbereitet und hier zur Verfügung gestellt:

Empfohlene Artikel

Kommentare sind geschlossen.

Zurück zum Blog